Science-Fiction Geschichten

SciFi | Begegnungen mit Aliens - SciFi Kurzgeschichten | B.0717

Kapitel 4 # Unsere Freunde, die N derang (Datteln!)

Datteln! Tausende und abertausende Tonnen von Datteln - das war es, was sie wollten! Sie bezahlten uns die Datteln mit galaktischen Gold. Gold im chemischen Sinn. Aber ebenso Gold im indirekten Sinn: Hochtechnologie, für uns ein Schritt von tausenden von Jahren technologischer Entwicklung. Für sie Ramsch, Abfall, Müllkippe, Oldtimer, Schrott. Aus irgendeinem Grund brachten sie es nicht zustande, die Datteln auf ihren Planeten anzubauen oder gentechnisch oder biotechnologisch herzustellen. Weshalb das so war - warum sie so scharf auf Datteln waren, und weshalb sie die Datteln nicht selbst anbauen konnten - blieb das großes Geheimnis.

"Die Oasen-Städte, welche die eigentlichen Dattel-Lieferanten sind, weil die Palmen zwar Wasser brauchen, das sie in der Oase dank des Grundwassers auch haben, aber zugleich eine stetige Wärme und keinen Wind. Daher sind die Datteln, die man an der Küstenstraße entlang sieht (auch bei uns vor dem Hotel) waren Kümmerlinge, in den Oasen aber sind es herrliche große Früchte, die im Oktober geerntet werden. Und das meiste wird exportiert." schrieb die großartige Reiseschriftstellerin Margret Grauer in einem bislang noch unveröffentlichten Manuskript. Wie recht sie hatte: Auch zweihundert Jahre später wurde das meiste exportiert. Allerdings nicht mehr von Afrika aus in andere Kontinente. Sondern zu unseren Freunden zwischen den Sternen.

Auf der Erde wiederum waren die Datteln nahezu unbezahlbar geworden, und wurden mit Gold aufgewogen. Die Wüstenoasen wandelten sich zu blühenden Handelszentren, auf denen die hochstaksigen, reiherartigen N´derang umherstelzten wie unsereins auf dem Markusplatz in Venedig.

Findige Geschäftsleute kamen auf die Idee, Milliarden und aber Milliarden in die Anlage künstlicher Oasen zu stecken -Wasserleitungen von hunderten Kilometer Länge - denn das Anbohren von Grundwasser war verboten -; und aus dem erdnahen Orbit sah es aus, als ob die afrikanischen Wüsten grüne Masern hätte - Oase reihte sich an Oase; von Menschenhand geschaffen; dazwischen nur gerade so viel Sand, wie es zur Beibehaltung der Hitze und des Wüstenklimas bedurfte.

Die Regierungen der Welt monopolisierten den Dattelhandel. Eine weltweite Dattelsteuer von 55% wurde auf alle Datteln erhoben, die ins all exportiert wurden. Wohlgemerkt: Von oben - soll heißen, dass von einem Dollar oder einem Euro 45% der Exporteure bekam, und 55% in die Taschen des jeweiligen Staates gespült wurde. Datteln wurden so wichtig, wie seinerzeit im 20. Jahrhundert das Erdöl. Die Staaten der arabischen Halbinsel, die nach dem Ende der Ölförderung und der Ächtung der fossilen Energieträger in einen dramatischen wirtschaftlichen Niedergang geschlittert waren, erholten sich und blühten wieder auf.

Als die N´derang zum ersten Mal auf die Erde kamen, machten sich unter Millionen von Menschen Hysterie und Angst breit: Wenn man die friedfertige Natur der Aliens nicht kannte, konnte man befürchten, dass diese sich mit ihren zahnbewehrten, schnabelartigen Mündern im nächsten Augenblick über Männer, Frauen und - vor allem - Kinder hermachen würden. Aber dem war nicht so. Unsere außerirdischen Freunde wollten nur eines: Datteln, Datteln - und sonst nichts. Sie gestatten uns nicht, sie auf ihre Schiffe zu begleiten. Sie wollten keinen Austausch von Kultur, keinen weitern Kontakt - nichts. Nur unsere Datteln!

Sie tolerierten unsere mühsamem Versuche, mit unseren Raketen, Sonden und Raumfahrzeugen über den Rand des Sonnensystems hinaus zu gelangen, und ein paar Winzigkeiten galaktische Leere hinter uns zu bringen - Ungerührt zogen sie mit ihren gewaltigen Transportschiffen an uns vorbei - und boten eine majestätische, geheimnisvolle Kulisse für unsere Sonden- und Schiffskameras. Und ließen unsere mückenartigen, technologischen Außenposten mühelos und mit gewaltiger Geschwindigkeit hinter sich zurück. Schossen fernen, atemberaubenden Welten entgegen. Und hatten doch nichts an Bord außer Datteln, Datteln, Datteln..

Und ließen uns Menschen, sehnsüchtig in den nächtlichen Sternenhimmel schauend, - um die galaktische Verheißung wissend, die dort oben, fast zum Greifen nahe, direkt vor unserer Nase sein musste -, auf unserm unscheinbaren, kleinen Dattelplaneten zurück.

E N D E

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