Science-Fiction Geschichten

SciFi | Begegnungen mit Aliens - SciFi Kurzgeschichten | B.0717

Kapitel 3 # Der Bröhn

Dort lag der Bröhn. Lang ausgestreckt. Mehr lang als breit. Mit zwei wohlgeformten Buckeln. Der erste langgezogen, der zweite kürzer, fast wie bei einem Dromedar. Rings um den Bröhn hatte man weiträumig Platz geschaffen. Häuser waren abgerissen worden, ganze Siedlungen verlegt worden.

Einige wenige Wanderwege führten in respektvollem Abstand - um die Arbeit der Wissenschaftler und Forsche nicht zu stören - in eleganten Bögen und Schleifen um den Bröhn herum. In einiger Entfernung war eine Aussichtsplattform errichtet worden. Dennoch durften in der Regel nur hohe Staatsgäste und ausgewählte Besuchergruppen das Innere dieses abgezäunten Gebietes betreten.

Ich zeigte auf den hinteren Teil des Bröhn hinüber. "Dort liegt das Atemzentrum!" sagte ich, zu meiner Begleiterin gewandt. Sie war hübsch und attraktiv, und ich hoffte, dass ihr Besuch auf der Station sich nicht ausschließlich auf wissenschaftliche Dinge beschränken würde: "Ein durchschnittlicher Atemzug dauert etwa vier bis sechs Wochen." "Der Anblick ist noch viel beeindruckender, als auf allen Bildern und Holovideos!" sinnierte meine Begleiterin. "Ja", sagte ich, "eine Mischung aus Walross, grauem Wackelpudding und sanftem Berg!" Wir verstummten und schauten wieder hinüber zum Bröhn.

"Auf seinem Buckel haben sich Bäume, Pflanzen und Moose angesiedelt!" sagte ich schließlich. Meine Begleiterin nickte, und ihre schulterlangen Haarspitzen wippten dazu in Schwarz. "Sind die alle terrestrisch?" fragte sie. "Es könnten auch extraterrestrische Pflanzenformen dabei sein; das müssen unsere wissenschaftlichen Arbeitsgruppen noch herausfinden.", antwortete ich: "Aber bislang verweigert uns der Bröhn jede Besteigung.." Sie nickte. "Wie steht es mit der Kommunikation?" "Mühsam!" seufzte ich. "Mehr als mühselig." "Sie schaute mich fragend an. " "Wenn man davon ausgeht, dass wir Menschen durchschnittlich 10 Sekunden brauchen, bis wir einen vollständigen Satz ausgesprochen haben. dann liegen wir beim Bröhn etwa bei rund 50 Wochen, also einem knappen Jahr." "Wow!" sagte meine Begleiterin. "Das ist lang."

Ich freute mich: Sie fing Feuer! Ich verfiel ganz unwillkürlich in meine Dozentensprache: "Der Bröhn verständigt sich durch tiefen Infraschall, etwa wie unsere Elefanten, nur deutlich tiefer. Und viel langsamer. Wir zeichnen das mit Spezialsensoren auf, die wir - verkürzt gesagt- aus dem Instrumentarium zur Vorhersage von Erdbeben entwickelt haben." "Wie lange ist der Bröhn jetzt schon hier auf der Erde?" "Meiner Erinnerung nach siebzehneinhalb Jahre." "Und was hat er seitdem gesprochen?" "Wenn man die acht, neun Jahre abziehen, die wir gebraucht haben, um überhaupt zu verstehen, was hier vor sich geht, kommen wir auf etwa vierzig Sätze!" "Das müssten doch, Ihrer Rechnung nach, doppelt so viele sein?" "Vergessen Sie nicht, dass auch umgekehrt wir mit dem Bröhn kommunizieren!" "Wie das?" Nun, wenn wir nach ein paar Jahren ein paar Sätze des Bröhn entziffert haben, antworten wir, und stellen Fragen. Das ganze wird von einem Wissenschaftler eingesprochen und dann via Computerprogramm in den Tiefen Infraschall übertragen und ebenfalls auf mehrere Jahre gestreckt!" Meine Begleiterin nickte, und war etwas sprachlos.

Einige Tage später schickte sie mir den Artikel zu, den sie für Ihre Medienplattform über unsere Forschung geschrieben hatte. Dann rief sie an: "Ich würde würde mich gerne nochmal mit Ihnen zusammensetzen!" "Das ist schön!" antwortete ich, und ein Gefühl von Freunde durchschoss mich. Denn ich hatte mich während ihres Besuches ziemlich in sie verliebt."Wann möchten Sie vorbeikommen?" fragte ich und blätterte einer Hand durch meinen Kalender: "Wie wäre es nächstes Wochenend -" Sie unterbrach mich: "Die Chefredakteurin möchte eine Fortsetzung. Also über das, was bei der Kommunikation herauskam!" Ich schwieg, und sie fragte nach: "Wann werden Sie die Antwort des Bröhn vorliegen haben?"  Ich brauchte noch ein paar Sekunden, bis ich mich wieder gefangen hatte: "20 Jahre.." sagte ich: "In etwa 20 Jahren werden wir es wissen!"

E N D E 

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