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SciFi | Professor Ohngs Zeitabenteuer: Die Haidron-Chroniken und die Wissenschaft von der Zeit | B.0016

K | Kapitel 4 # Steaks mit Knoblauchbutter und Pommes

Es war wirklich ein VERITABLES Steak mit Knoblauchbutter und Pommes, das ich da vor mir auf dem Tisch hatte! Professor Ohng ließ es sich schmecken, und auch ich machte meinem Hunger keine Vorhaltungen. "Nun, mein Lieber!" sagte Ohng. "Was ist nun Ihr Problem? Was wollten Sie mich fragen?"

Während ich - recht ausgehungert - Steak-Stücke zusammen mit auf der Gabel aufgespießte Pommes, von denen die Knoblauchbutter träufelte, in mich hineinstopfte, sagte ich zwischen den Bissen: "Es gibt Beobachtungen, Erinnerungen. Die ich habe. Die aber nicht sein können!" Professor Haidron hörte aufmerksam zu: "Welche denn?" "Es sind welche, die ich unter normalen Umständen keinen Menschen erzählen kann, weil ich dann für einen Spinner gehalten werden würde!" "Und mir können Sie das?" "Ja, ich habe das Gefühl, dass sie bei Ihnen nur ein Mosaiksteinchen in Ihrem großen Theorien-Gebäude sein könnten! [werden]"  Ohng nahm einen tiefen Schluck aus seinem Wasserglas: "Na, dann schießen Sie mal los!"

"Ich habe - "sagte ich und senkte meine Stimme zu einem Flüstern: "ich habe bizarre Erinnerungen! Erinnerungen, die gleichzeitig da sind, aber nicht gleichzeitig sein können - -" "Bitte etwas genauer!" sagte Ohng und schnitt sich ein weiteres Stück Steak ab. "Ich weiß, wer meine Eltern sind. Ich weiß, wer meine Familie ist. Ich weiß, was ich in meiner Kindheit und Jugend erlebt habe! Aber ich habe mehrere solche Erinnerungen NEBENEINANDER!"

"Multiple Erinnerungen, also!" sagte Haidron Ohng mehr zu sich selbst als zu mir: "Multiple Erinnerungen.." "Es ist", sagte ich einigermaßen verzweifelt,"als gäbe es neben meiner eigentlichen Erinnerung eine zweite Erinnerung, an eine andere Familie, an andere Eltern, an eine andere Kindheit und Jugend. Und manchmal sind diese Erinnerungen so real, dass ich befürchte - - " "Dass Sie befürchten, verrückt zu werden!" ergänzte der Professor meinen Satz. "Ja!" sagte ich erleichtert: "Verrückt zu werden, das ist das richtige Wort!"

"Aber.." fuhr Haidron Ohng vorsichtig fort: "Gleichzeitig WISSEN Sie, dass Sie nicht verrückt sind! Dass etwas dran sein muss an der ganzen Sache.." Ich nickte. Ohng fuhr fort: "Und das war auch der Grund, weshalb Sie sich mit dem Thema Vergangenheit beschäftigt haben" - ich nickt "und das war der Grund, weshalb Sie schließlich Zeitpyhsik studiert haben - " ich nickte " - und das war der Grund, weshalb Sie sich um einen Mastergang-Studienplatz an meinem Institut für Zeitphysik beworben haben!" "Exakt!" sagte ich und atmete tief aus.

"Ganz ruhig, junger Mann!" sagte Professor Ohng zu mir. "Sie sind da etwas auf der Spur. Und es ist kein Zufall, dass Sie zu mir gekommen sind. Und Sie sind nicht der Erste! [[Evtl. ans Ende des Gesprächs wiederholend einfügen]]. Ohn fuhrt fort:  "Es gibt da  eine Theorie" "Ihre Theorie?" "Ja, meine Theorie!" Ich schaute Ohng erwartungsvoll an: "Welche?" "Sie ist kompliziert, und nicht einfach zu erklären. Vor allem keinem Erstsemenster im Masterstudiengang!" "Bitte!" sagte ich: "Erklären Sie sie mir!" "Also gut!" sagte  Ohng und schob seinen mittlerweile leergegessenen Teller beiseite. In den Soßenresten schwammen noch ein paar schwarze Pfefferkörner, von denen Ohng aus einer Gewürzschale reichlich über sein Steak geschüttet hatte. Ohng beugte zu zu mir: "Passen Sie jetzt ganz genau auf, junger Mann!" Ich nickte. Ohng fuhr fort: "Das ist meine Theorie [Meine Theorie ist die folgende]:  Durch Spontanmutationen im Zeitfeld kommt es zu einer polipluralen Pluralität im Zeitfeld. Man könnte sie auch als polyplurale zeitliche Omnipotenz - oder im Spezialfall als omnipotenten Singularität bezeichnen!" Ohng musterte mich, als wolle er erfahren, ob ich ihm aufmerksam folgen konnte: "Im Zeitfeld entsteht ein Bündel von parallelen Zeitkonstanten, die sich an einem oder mehreren Punkten überlagen!" "Aha!" sagte ich wider besseres Wissen. "Können Sie sich davon ein Bild machen?", fragte Haidron. Ich schüttelte den Kopf.

"Nun", sagte Professor Haidron: "Stellen Sie sich das so vor wie ein Bündel Mikado-Stäbe vor, die übereinander gefallen sind, und die sich alle an einem bestimmten Punkt berühren. Oder, noch präziser: Stellen Sie sich einen hölzernen Ast vor, der zu seinem Ursprung hin der Längen nach in verschiedene Stücke aufgesplittet ist - " "Und wo befinde ich mich?" wollte ich wissen. "Nun, äh, Sie befinden sich an der Stelle, an welcher der Ast gerade wieder ganz ist!" Ich verstand nur Bahnhof und fragte: "Und das heißt?" "Nun,", fuhr Haidron fort: "Auf den Punkt gebracht heißt das: Ein und dieselbe Gegenwart kann gleichzeitig viele verschiedene Vergangenheiten haben."

Ich holte tief Luft, und verspürte gleichzeitig ein Gefühl der Beklemmung und der Befreiung: "Kann sie?", fragte ich. "Ja, sie kann!" antwortet der Professor. Ich fragte: "Und - Ohne, das es zu Verpuffungen, Explosionen oder zu Zerstörung der Gegenwart durch Antimaterie kommt?" Ohng schaute mich an: "Die Antwort lautet schlicht: Ja!" "Wie das?" "Nun, alle instabilen Kombinationen zerstören sich im Augenblick ihrer Entstehung sofort wieder selbst." "Mit anderen Worten.." versuchte ich, diese atemberaubende Theorie in irgendeiner Form in Worte zu fassen, aber es gelang mir nicht. Der Professor ergänzte meinen angefangenen Satz: ".. mit anderen Worten: Es bleiben nur die Bündel an Vergangenheiten übrig, die sich miteinander vertragen!"

"Wow!" sagte ich: "Das heißt, ich könnte zum Beispiel gleichzeitig zwei verschiedene Elternpaare haben?" "Ja. Oder auch mehr als zwei. Aber nur unter der Bedingung, dass sich ihre Eltern in den unterschiedlichen Zeit-Spänen sich genetisch identisch oder zu mindest hinreichend ähnlich sind. Jedenfalls müssen Sie - um bei diesem Beispiel zu bleiben - in allen bestehenden Vergangenheiten von ihren Eltern genau dieselben Gene mitbekommen haben. Oder zumindest die Wesentlichen! Vielleicht haben Sie in einer Vergangenheit einen Leberfleck, den Sie in der anderen Vergangenheit nicht haben!" "Und falls nicht" "Falls nicht, existiert diese Vergangenheitsschiene schlicht nicht!"

Ich war sprachlos. Dann verstand ich: "Mit einem Satz: Alle bestehenden Vergangenheiten haben sich ausnahmslos zu dem einen Punkt hin entwickelt, den wir heute "Gegenwart nennen?!"

"Exakt!" sagte Professor Haidron erfreut: "Ich sehe, Sie haben meinen Vortrag verstanden!"

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