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Kapitel 2: Zu Verkaufen!
Als ich wieder zu mir kam, standen einige üble Gestalten vor mir rum... Wenn man davon absieht, dass diese Gestalten ziemlich anders aussehen als wir - ziemlich! Und dass die Umgebung auch ziemlich anders aussieht, als im Elektronik-Markt bei uns. Also wenn man aber davon absieht, und sich einfach mal vorstellt, das ganze würde sich im Elektronik-Markt abspielen; an einem langen Samstag vielleicht, wenn die Läden bis 22 Uhr offen haben, und jede Menge Kunden durch die Abteilungen laufen, um sich mal schnell ein neues Handy oder einen neuen Kühlschrank aufs Wochenende zu kaufen.. Also, wenn man sich das so vorstellt, dann könnte ich euch die Geschichte folgendermaßen erzählen:
"Ich empfehle Ihnen den Positron 44830" sagte der Verkäufer und schnitt ein überzeugtes Gesicht: "Meine Cousine dritten Grades hat den auch, und immer wenn ich zu Besuch bin, ist das Bier und alles hübsch kalt und es hat jede Menge.."
"Der ist aber langweilig!" sagte ein halbwüchsiger Bub Glykroc, der Kleine, den die Eltern an der Hand hielten. "Wie heißt der liebe Kleine denn?", fragte der Verkäufer mit einem Grinsegesicht: "Das ist unser Glykroc!" antworteten Papa und Mama fast gleichzeitig.
"Ich will den!" sagte Glykroc und zeigte auf mich. "Hah, da hat Ihr Junge aber einen guten Geschmack!" sagte der Verkäufer: "Das ist ein hochmoderner organokybernetischer Kühlschrank mit einem echten Bewusstsein!" "Wieso gerade den?" fragte Glycrocs Mutter ihren Buben.
"Er hat mir zugeblinzelt!" stellte Glykroc fest.
" Blödsinn!" sagte sein Papa: Kühlschränke können nicht blinzeln!"
"Doch, der hier schon!" sagte der Verkäufer und strahlte. "Wie gesagt, dieser hier hat ein echtes Bewusstsein. Kein künstliches."
"Ist denn das erlaubt?" fragte Glykrocs Mama. "Eh - nun", sagte der Verkäufer: "Eigentlich ist es neuerdings verboten, irgendwelchen Kreaturen ihr Bewusstsein zu entnehmen und in ein technisches Gerät einzupflanzen - außer bei Kampfrobotern natürlich." "Ich wusste es doch!" sagte Glykrocs Mama: "Es ist illegal, Glykroc. Hörst Du? Du kannst das nicht haben!" Glykroc schaute grimmig - und etwas enttäuscht.
"Nicht ganz", sagte der Verkäufer: Illegal ist nur das Fangen dieser Kreaturen und das Extrahieren solcher Bewusstseine, und zwar seit dem 1. Januar." Der Verkäufer machte eine bedeutungsvolle Pause: "Aaaber - alles, was noch als Vorrat da ist, darf man bedenkenlos einpflanzen! Und verkaufen! Und das ist so einer!" Der Verkäufer tätschelte mich an einer Ecke. "Wie alt ist er denn" "Na, so etwa Fünfhundert Jahre, würd ich schätzen: Der letzte Schwung extrahierter Bewusstseine lag ein paar Jahrhunderte in irgendeinem Lagerschuppen der Zollverwaltung auf Beta Vier rum. Die haben damals alles beschlagnahmt, was von irgendwelchen Freibeutern und Weltraumräubern nicht ordnungsgemäß verzollt worden war und dann bei der Einreise entdeckt wurde."
Ich erschrak - Fünfhundert Jahre sollte es her sein? Dabei war ich doch vor gefühlten drei Minuten noch mit diesem dämlichen Typen im Wald gewesen. "Ne, aber wenn das Gerät 500 Jahre alt ist - pfui!" sagte Glykrocs Mama zum Verkäufer. Der hob beschwichtigend die Hände: "Doch nicht das Gerät! Das ist selbstverständlich n-a-g-e-l-n-e-u, wirklich n-a-g-e-l-n-e-u! ! Nur das Bewusstsein ist ein bisschen älter; aber das war ja seit seinem Fang schockgefrostet. [Es ist sozusagen und im wahrsten Sinne des Wortes tau-frisch!"] Glycrocs Mama zögerte.
Der Verkäufer erkannte seine Chance, und ging zum Angriff über: "Alle Ihre Nachbarn und Freunde werden Sie beneiden! Wenn diese Charge verkauft ist, gibt es k-e-i-n-e-r-l-e-i organopositronische Kühlschränke mehr! Und auch sonst nix in der Art!"
Glykroks Mama schaute zu Glykrocs Papa. Glykrocs Papa schaute zurück und zuckte mít den Schultern. Und dann schauten beide zu Glykroc.
"Den!" sagte Glykroc, stampfte mit seinem linken Fuß, ballte sein Fäuste und schaute grimmig.
"Also gut!" sagte Glykrocs Mama und auch Papa nickte erleichtert.
[Erg. skl 230330-07:15: Und so begann mein Leben als galaktischer Kühlschrank. Aber das ist eine andere Geschichte!]